Lokalnachrichten aus München-Laim und Umgebung
Wo bleibt der Denkmal- und Ensembleschutz?
Die sogenannte "Nachverdichtung" hat schon einige architektonische Stilblüten hervorgebracht - insbesondere auch in unserem Stadtteil Laim. Und so scheint es, dass Umwelt-, Natur-, Denkmal- und Ensembleschutz zweitrangig werden, wenn große Bauträger mit ihren Plänen bei der Lokalbaukommission winken.Was dann passiert, kann man an vielen Stellen der "Gartenstadt Laim" bewundern: Wo eben noch Gründerzeitvillen mit einem großzügigen Garten standen, verzieren nun grellweiße, viereckige Apartmentblöcke das Stadtbild - meist bis an die zulässigen Grundstücksgrenzen gebaut, um auch den letzten Quadratmeter auszunutzen.
Aber auch wenn "nur" modernisiert wird, wirkt sich das nicht unbedingt positiv auf die Wohnqualität im Viertel aus. So z.B. in der Helmpertstraße, Ecke Stadtlohner Straße. Die Anwohner - ohnehin seit Jahren genervt von Staub und Lärm von der Baustelle gegenüber an der Neuapostolischen Kirche - müssen seit Monaten mit ansehen, wie ihr grüner Hinterhof an Qualität verliert. Zum einen durch Baugerät und Gerüste, zum anderen durch eine architektonisch zweifelhafte Baumaßnahme. Denn eins der über hundert Jahre alten Reihenhäuser in der Stadtlohner Straße wird nunmehr rückseitig mit Balkonen ausgestattet. Architekt Theodor Fischer, der die kleine Wohnanlage von 1909 bis 1911 bauen ließ, dürfte sich im Grabe herumdrehen, zumal das ganze Ensemble in der Bayerischen Denkmalliste steht.
"Die Balkone passen ästhetisch überhaupt nicht zum Erscheinungsbild der Häuser und engen den Innenhof ein. Wo man früher reges soziales Leben der Anwohner beobachten konnte, haben die Baumaßnahmen einen verwüsteten Garten hinterlassen." schimpft Prof. Carsten Trinitis, der den Bau aus seiner Wohnung hautnah miterleben kann. "Notwendige Renovierungen und Reparaturen, die seit Jahren überfällig sind, werden indes immer weiter hinausgeschoben."
Zu offensichtlich ist der Hintergrund der "Modernisierung", denn klar ist, mit einem Balkon wird der Verkaufswert der Wohnungen enorm gesteigert. Dass durch die teilweise drastisch steigenden Mieten rücksichtslos angestammte Mieter aus gewachsenen sozialen Strukturen vertrieben werden, wird als Kollateralschaden hingenommen.
Aber auch technisch stellen sich Fragen. So werden beispielsweise auch im Erdgeschoss Balkone montiert, die sich so dicht über dem Gartenniveau befinden, das normal gewachsene Menschen keine Kellertreppe mehr nutzen können, ohne sich den Kopf zu stoßen.
"Denkmal- und Ensembleschutz wird in München vielfach nicht ernst genommen, sonst wären einige Bausünden gar nicht erst entstanden." so Sabine Kiermeier, die sich gemeinsam mit Prof. Trinitis und vielen anderen Mitstreitern in der Bürgerinitiative "Lebenswertes Laim" für den verantwortungsvollen Umgang mit Baudenkmälern und Grünflächen einsetzt. "Wir wehren uns dagegen, dass immer mehr alte Häuser mit großen Gartenflächen der Abrißbirne weichen müssen und durch gesichtslose Apartmenthäuser ersetzt werden." Oftmals ein Kampf gegen Windmühlen, denn trotz Beschwerden, Eingaben, Abstimmungen und Bürgerprotest behalten die Bauträger meist die Oberhand. Die Lokalbaukommission der Landeshauptstadt entscheide hier oftmals zu wenig restriktiv und zu oft im Sinne der großen Bauträger - davon sind die Mitglieder der Bürgerinitiative überzeugt.
Eingetragen am 16.04.2014
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