Lokalnachrichten aus München-Laim und Umgebung
Jahresfahrt des Veteranen- und Kriegerverein Laim

Unser Standortquartier, das Brauerei-Hotel „U Sládka“, in dem wir mit Wellness, Sauberkeit und deftigem böhmischen Essen glänzend versorgt wurden, gehört zur 1568 gegründeten Chodovar-Brauerei. Deren Gebäude wurden nach einem Brand 1861vom damaligen Besitzer, dem Grafen Cajetan von Berchem-Haimhausen neu errichtet und stehen bis heute den Erzeugern süffigen Gerstensaftes zur Verfügung. Da die Berchemstraße bei uns in Laim nach einem seiner Vorfahren benannt wurde, ergab sich ein direkter lokaler Bezug. Sein Großneffe Maximilian, ein Enkel des jüdisch-stämmigen Barons von Eichthal, dem Gründer der Bayerischen Hypothekenbank, der Kuttenplan1896 erbte und sich ein neues Schloss erbaute, errichtete im Schlosspark den „Neuen Jüdischen Friedhof.
Geplant hatte unser Vorsitzender Gerhard Krämer ursprünglich für acht bis neun Personen in einem Kleinbus. Da sich jedoch nur drei Herren für diese Fahrt erwärmen konnten, fuhr uns Rudi Reitinger, der ein ausgesprochener Spaßmotorist ist, was mir völlig abgeht, souverän und sicher mit seinem Privatwagen.
Unsere Ausflüge in die beschauliche, von verschlungenen Wegen und sanften Hügeln geprägte, liebliche, von einem fast unverschämt azurnen mit grotesken Wolkenbildern geschmückten Himmel überstrahlte Umgebung, in der man sich spontan heimisch fühlt, ließen uns über die Folgen der Weltkriege nachdenken. Denn jeder Ort hat hier noch seinen unzerstörten historischen Kern, der nach dem Verfall im Sozialismus fast überall perfekt wiederhergestellt ist. Die Burgen und prächtigen Stadthäuser wie in Ellbogen (Loket) oder Eger (Cheb) stehen noch und künden von der reichen Geschichte der „böhmischen Toskana“, wie ich diese Gegend ab jetzt nennen werde.
Marienbad glänzt in der Mondänität der K-&-K-Zeit und fordert den Neid des Wiener Rings heraus. Keine Kirche oder Klosteranlage musste hier wie in München aus Trümmern neu errichtet werden. Eine autogerechte Planung, wie sie bei uns – mitsamt fantasieloser Nachkriegsarchitektur – nach 1945 das Gesicht vieler Innenstädte prägte, sucht man vergebens. Natürlich gibt es auch dort Plattenbauten. Sie befinden sich jedoch durchwegs an der Peripherie. Eine Planung hinsichtlich der individuellen Motorisierung war aufgrund des Mangels an Fahrzeugen dort wohl auch unnötig. Straßen zweiter und dritter Ordnung winden sich schmal über Hügelkuppen. Sie benötigen allerdings einen versierten Fahrer, damit man in einer scharfen Kurve nicht unvermittelt an einem der Alleebäume landet. Wären unsere Vorfahren vernünftiger gewesen, wäre hier noch österreichisches Deutschböhmen und niemand wäre auf die Idee gekommen, die Deutschen von dort zu vertreiben.
Uns Dreien hat diese Exkursion ausnehmend gefallen. Deshalb gedenken wir, die Daheimgebliebenen ausschließlich mit Krokodilstränen zu bedauern.
Thomas Baack
Eingetragen am 01.09.2025
Quelle: Veteranen- und Kriegerverein Laim 1890/2010 e. V.
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